„Warum bin ich nicht auf diesen Plot gekommen?“ fragt sich kopfschüttelnd der Rezensent. Dabei liegt er doch eigentlich so nah. „Der Marsianer“ von David Weir ist ein Debüt und Bestseller aus den USA. Science fiction, obwohl es in diesem Fall eigentlich keine mehr ist, so vor allen Dingen physikalisch-chemisch korrekt hier alles geschildert wird und abläuft. Ja der Reiz dieser Odyssee und die Spannung dieses Überlebensromans, der Lichtminuten entfernt spielt, ist gerade die Fähigkeit des Menschen, mit Technik auch die aussichtlosesten Situationen in einer menschenfeindlichen Umgebung erfolgreich meistern zu können. Die ersten 2-300 Seiten reicht dies völlig aus, um den Spannungsbogen zu halten. Natürlich liest man es auch interessiert bis zum Schluss, zu faszinierend sind die Herausforderungen in der kargen Situation. Doch irgendwann beschleicht den Leser die Frage, weshalb der versehentlich auf dem Mars zurückgelassene Astronaut eigentlich fast ausschließlich von seinem technischem Überlebenskampf berichtet? Von Emotionen so gut wie keine Spur. Gut, Astronauten werden gerade aufgrund ihrer Fähigkeit, ihre Emotionen in engen Grenzen halten zu können gezielt ausgewählt. Doch angesicht von über einem Jahr totaler Einsamkeit auf dem Mars und langer Zeit überhaupt keinem Ansprechpartner, fragt man sich doch angesichts des ansonsten so realistischen 500-Seiten-Schmökers, weshalb der Autor nicht die inneren Vorgänge seines Helden dramatisiert hat. Das hätte die vorhandene Spannung exponentiell gesteigert. Man liest übrigens im Klappentext, dass niemand anderes als Ridley Scott das Buch verfilmen wird. Das ist toll und wird bestimmt großes Kino. Doch damit es ein richtig guter Film wird, der sich nicht nur im Technischen erschöpft, muss Hollywood hier sicher noch etwas nachwürzen, was den nicht wegzudenkenden horror vacui des Protagonisten betrifft. Es bleibt spannend.