Es ist nur natürlich, dass angesichts der riesigen Menge potentiell verfügbarer Titel eine Auslese stattfinden muss, der Leser nach Orientierung verlangt. Einen wichtigen Anteil daran haben die Medien. Durch schrumpfende Anzeigeneinnahmen in den letzten Jahren standen auch immer weniger Seiten für Rezensionen zur Verfügung, so dass immer weniger Titel öffentliche Aufmerksamkeit erhielten. Auch scheint die Bereitschaft der Rezensenten, Bücher jenseits des Mainstreams oder eigene Entdeckungen zu besprechen, nachzulassen. Wenn Sie in 15 verschiedenen Frauenzeitschriften das gleiche Buch besprochen finden, dann liegt das in den meisten Fällen vermutlich nicht an der alles überragenden Qualität desselben, sondern schlicht daran, dass die Presseabteilung des Verlages gut gearbeitet hat, über gute Beziehungen verfügt oder – der Verdacht drängt sich zumindest auf – gar Werbekostenzuschüsse gezahlt werden, um redaktionell intensiv berücksichtigt zu werden. Das klassische Feuilleton, in dem das noch graduell anders sein mag, geht im medialen Überangebot leider zunehmend unter. War früher eine gute Besprechung in der FAZ, der Süddeutschen oder der Zeit oft schon die halbe Miete, holt das heute salopp formuliert nur noch wenige hinter dem Ofen hervor. Deshalb besteht für die Verlage leider der Zwang zum medialen Overkill. Ohne Auftritt eines Autors bei Lanz, Raab und der NDR Talkshow zusammen läuft bald gar nichts mehr.