Der Schriftsteller Botho Strauß hat einmal das zentrale Defizit des Kommunikationszeitalters in Erweiterung zu Sokrates treffend auf den Punkt
gebracht: „Ich weiß, daß ich nichts weiß, ich weiß nur, daß ich informiert bin.“
Die Tatsache, dass Information nicht gleich Erkenntnis und Weltwissen ist, scheint kaum noch geläufig zu sein. Durch die Beschleunigung der Informationsvermittlung kann Information geradezu zum Verhinderer von Erkenntnis werden, wenn letzte Zeitfreiräume mit neuesten Nachrichten – per SMS aufs Handy oder auf den Laptop gesendet – die Aufmerksamkeit okkupieren. Aber sie wird nicht zwangsläufig erduldet, denn für viele Menschen ist diese dauerhafte Berieselung mit Informationen ähnlich wie Hintergrundmusik mutmaßlich nur ein Vorwand, um sich nicht mit sich selbst
beschäftigen zu müssen und die Stille und die Leere zu ertragen, die entsteht, wenn man nicht angeschlossen ist an den Strom der elektronischen Medien. Und doch werden Bücher gelesen, denn viele Menschen spüren, dass ihnen etwas fehlt. Martin Walser sagt diesbezüglich: „Wenn der WELT, in der man lebte, nicht ernsthaft etwas FEHLTE, würde man nicht LESEN.“