Denkmal der Woche

„Es ist abgeschmackt, ein hochnotpeinliches Richtmaß anzulegen, was man lesen sollte, und was nicht. Mehr als die Hälfte unserer heutigen Bildung verdanken wir dem, was wir nicht lesen sollten.“
(Oscar Wilde)

Denkmal der Woche

„Es gibt dreierlei Arten Leser; eine, die ohne Urteile genießt, eine dritte, die ohne zu  genießen urteilt, die mittlere, die genießend urteilt und urteilend genießt; diese reproduziert eigentlich ein Kunstwerk aufs neue. Die Mitglieder dieser Klasse sind nicht zahlreich.“
(Johann Wolfgang von Goethe)

Denkmal der Woche

„Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.“
(Ludwig Feuerbach)

Rezension David Weir „Der Marsianer“

„Warum bin ich nicht auf diesen Plot gekommen?“ fragt sich kopfschüttelnd der Rezensent. Dabei liegt er doch eigentlich so nah. „Der Marsianer“ von David Weir ist ein Debüt und Bestseller aus den USA. Science fiction, obwohl es in diesem Fall eigentlich keine mehr ist, so vor allen Dingen physikalisch-chemisch korrekt hier alles geschildert wird und abläuft. Ja der Reiz dieser Odyssee und die Spannung dieses Überlebensromans, der Lichtminuten entfernt spielt, ist gerade die Fähigkeit des Menschen, mit Technik auch die aussichtlosesten Situationen in einer menschenfeindlichen Umgebung erfolgreich meistern zu können. Die ersten 2-300 Seiten reicht dies völlig aus, um den Spannungsbogen zu halten. Natürlich liest man es auch interessiert bis zum Schluss, zu faszinierend sind die Herausforderungen in der kargen Situation. Doch irgendwann beschleicht den Leser die Frage, weshalb der versehentlich auf dem Mars zurückgelassene Astronaut eigentlich fast ausschließlich von seinem technischem Überlebenskampf berichtet? Von Emotionen so gut wie keine Spur. Gut, Astronauten werden gerade aufgrund ihrer Fähigkeit, ihre Emotionen in engen Grenzen halten zu können gezielt ausgewählt. Doch angesicht von über einem Jahr totaler Einsamkeit auf dem Mars und langer Zeit überhaupt keinem Ansprechpartner, fragt man sich doch angesichts des ansonsten so realistischen 500-Seiten-Schmökers, weshalb der Autor nicht die inneren Vorgänge seines Helden dramatisiert hat. Das hätte die vorhandene Spannung exponentiell gesteigert. Man liest übrigens im Klappentext, dass niemand anderes als Ridley Scott das Buch verfilmen wird. Das ist toll und wird bestimmt großes Kino. Doch damit es ein richtig guter Film wird, der sich nicht nur im Technischen erschöpft, muss Hollywood hier sicher noch etwas nachwürzen, was den nicht wegzudenkenden horror vacui des Protagonisten betrifft. Es bleibt spannend.

Denkmal der Woche

„Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie passten auch heute noch.“ (George Bernard Shaw)